Sie wollen also noch ein bisschen mehr über
Emil Steinberger erfahren. Dann sind Sie hier richtig. Sitzen Sie bequem? Dann kann es ja losgehen.
Hier können Sie seinen etwas ausführlicheren Lebenslauf lesen.
Viel Vergnügen!
Da er unbedingt im Steinbock geboren werden wollte, kam der kleine Emil am 6. Januar 1933, Punkt 23 Uhr in Luzern zur Welt. Zur Familie Steinberger gehörten bereits, nebst Vater Rudolf und Mutter Creszentia, Emils Schwester Hanny und sein Bruder Ruedi.
In seiner Familie wurde sehr viel gelacht. Höhepunkt der Freude war jeweils die Weihnachtsbescherung, bei der alle mit ideenreichen Geschenkverpackungen und Inhalten brillierten. Es waren immer frohe Weihnachten im wahrsten Sinn des Wortes.
So schnell wie möglich ging Emil zur Schule, und blieb dort bis er 18 Jahre alt war. Natürlich war er schon damals der Pausenclown. Es gab Lehrer, die über seine Spässe mitlachten und andere, die ihn für seine komischen Einlagen mit Nachsitzen bestraften, auch wenn er doch nur versucht hatte, das verspätete Eintreffen des Lehrers mit einer komischen Nummer zu überbrücken.
Dann kam der verrückte Entscheid, Postbeamter zu werden. 3000 Poststellen – damals noch ohne Postleitzahlen – musste Emil auswendig lernen und genau orten können. Er spürte aber schon bald, dass er hinter dem Postschalter keine Karriere machen würde. Trotz grösster Konzentrationsbemühungen unterliefen ihm beim Schalterdienst immer wieder Tippfehler an der Rechenmaschine, was jeweils lästige Überstunden zur Folge hatte.
Nach neun Jahren Schalterdienst, 1960, gab es das grosse Staunen bei der Post. "Emil Steinberger hat gekündigt!" Das darf doch nicht wahr sein! Eine Beamtenstelle kann man doch nicht einfach so wegwerfen! Die Kriegsjahre wirkten immer noch in den Köpfen der Menschen nach.
Aber nichts konnte Emil mehr zurückhalten, denn er wusste jetzt ganz genau, was er wollte. Während fünf Jahren besuchte er, mit dem Berufsziel Grafiker, die Schule für Gestaltung in Luzern. In dieser Ausbildungszeit lebte er immer noch bei seinen Eltern und verdiente sich seinen Lebensunterhalt mit vielen kleinen grafischen Aufträgen. Nach Beendigung der Ausbildung öffnete er sofort sein eigenes Grafikatelier mit einem Mitarbeiter.
Bereits während seiner Postzeit hatte Emil in einer Theatergruppe mitgespielt. Wobei Rollen als jugendlicher Liebhaber nicht gerade seine Spezialität waren, wusste er doch mit 19 Jahren noch nicht, wie man bei einer Verlobung seine Geliebte im Arm zu halten hat.
Als er später in den Amateur-Cabaret-Ensembles "Güggürügüü" und "Cabaradiesli" spielte, war er schon eher in seinem Element. Doch die Ensembles lösten sich aus beruflichen Gründen wieder auf und so entschied er, ein Soloprogramm zu machen.
Es bedurfte gar keiner langen Überlegungen, seine Programme mit dem Vornamen "Emil" zu betiteln, denn er war von Anfang an fest davon überzeugt, dass dieser Name genau das Richtige für komische Charaktere ist. Sein Schulkollege Armin Beeler schrieb dann die Texte zu "Emil und die 40 Räuber", "Emils Neid-Club" und auch zu "Onkel Emils Hütte", drei Programmen mit mehrheitlich lokalpolitischen Nummern. Emil spielte damals im Speisesaal des "Hotel des Balances" in Luzern. Hans Müller und Robin Isenegger überbrückten am Klavier jeweils die Zeit seiner Kostümwechsel mit Musik. Zwei Monate lang war jeden Tag "Ausverkauft". Zu einer der Premieren wurden dann einmal lauter Männer mit dem Namen Emil eingeladen, natürlich in Begleitung ihrer Gattinnen.
1955 besuchte Emil in Konolfingen einen Theater-Regie-Kurs. Leiter war Hans Rudolf Huber von Radio Bern. Einige Zeit nach diesem Kurs rief Radio Bern an und fragte, ob Emil eine Rätselsendung moderieren wolle. Etwas später bekam er auch noch den Auftrag, einen Radio-Unterhaltungsabend aus Düdingen zu moderieren. "Häpperebrie und Pfaffiole" war der Titel dieses volkstümlichen Abends mit Emil als Conférencier. Die Kritik in der Zeitung "DIE TAT" empfand Emil eher als vernichtend.
In der Radiosendung "Wunschkonzert" wünschten sich Radiohörer später immer und immer wieder seine Nummer "Der Telegrafenbeamte". Diese Nummer ist ganze 12 Minuten lang. Ein Horror für jede Sendeleitung. Etwas später atmeten die Radiomacher erleichtert auf, weil nun öfters die kürzere Nummer "Die Polizeihauptwache" gewünscht wurde.
Später suchte Emil in Luzern nach einem Lokal für Bühnenkünstler, die bisher, mangels geeigneter Bühne,
fast nie in Luzern gastiert hatten. Er fand ein Tele-Café mit 200 Sitzplätzen und einer Musterküche. Dort wurden Köche bei der Arbeit gefilmt und ihre Kochkünste via Leinwand ins Café
übertragen, wo Frauen alles aufmerksam beobachteten und gleichzeitig degustieren konnten. Das Tele-Café hatte nicht den gewünschten Erfolg gebracht und so konnte Emil ab 1965 in diesem Lokal
seinen Traum vom Luzerner Kleintheater am Bundesplatz sukzessive realisieren.
Seine erste Frau Maya und er leiteten und programmierten das Kleintheater während mehr als zehn Jahren gratis. Es gab Jazz, Komödien, Kabarett, Musik, Komik, Tanz – die ganze Bandbreite der
Kleinkunst war zu sehen. Auch international bekannte Künstler holten sie in diesen Jahren nach Luzern. Charlie Rivel, Zarah Leander, Tilla Durieux, Georg Kreisler, Mal Waldron, das Theater
am Geländer/Prag, die Mimengruppe Ladislav Fialka aus Prag, Gert Fröbe, Hana Hegerovà, die Gruppe Insterburg & Co., Django Reinhart, Didi Hallervorden, Hanns Dieter Hüsch, um nur ein paar
klingende Namen dieser ausländischen Grössen zu nennen.
Der Zeitaufwand für das Theater wurde immer grösser, worunter Emils Grafikertätigkeit litt, sodass er immer seltener Rechnungen an Kunden verschicken konnte. Aber verhungert sind Maya
und er trotzdem nicht.
Die ersten Erfolge als Solo-Cabaretist trieben
Emil zu weiteren Taten. l969 startete er im Kleintheater am Bundesplatz mit "Geschichten, die das Leben schrieb", einem Programm, bei dem Franz Hohler Pate gestanden hatte. Er war es,
der Emil dazu animiert hatte, seine Nummern nur noch selbst zu schreiben, und zwar losgelöst von lokalpolitischen Themen. Er machte Emil Mut und half ihm dabei, aus improvisierten
Texten Nummern zu formen.
Die Presse betitelte dieses Programm als naiv, banal und primitiv. Damals wussten die Journalisten natürlich noch nicht, dass Emils Programme immer erst nach ca. 20 Vorstellungen den
richtigen Schliff bekommen hatten. Er zeichnete jede Vorstellung auf Tonband auf und korrigierte tagsüber die schwachen Szenen, strich jedes unnötige Wort heraus und ergänzte das Programm
mit neuen Gags, die aus improvisierten Momenten heraus entstanden waren, bis er die endgültige Form gefunden hatte. Dann veränderte er aber praktisch nichts mehr daran und spielte so
ein Programm drei bis sieben Jahre lang.
Schliesslich holte man ihn von Luzern auf eine Zürcher Bühne und offerierte ihm dort fünf Vorstellungen. Aufgrund des grossen Erfolgs spielte Emil dann aber vier Monate en Suite
sieben Tage die Woche und samstags und sonntags sogar zweimal in Zürich.
Von da an war er in der ganzen Schweiz gefragt. 90 mal Luzern–Basel und zurück. Damals noch ohne Autobahn! 60 mal Bern hin und zurück. Da er keinen Techniker benötigte, war
er meistens gleich selbst der Chauffeur. Einen Manager hatte er für seine Auftritte auch nie. Auch die späteren Engagements in Deutschland fädelte er alle selbst ein.
Nun war er Grafiker, Theaterleiter und Kabarettist gleichzeitig. Und jetzt kam auch noch das Angebot, die Direktion des Kino Modern – damals bestes Kino auf dem Platz Luzern – zu übernehmen. Eine neue Herausforderung für Emil. Er hoffte, dass damit seine finanzielle Sicherheit gewährleistet sei und sagte zu. Die Kinobranche belächelte ihn. Wie will ein ehemaliger Postler denn ein Kino führen?!
Drei Jahre später baute Emil aber bereits ein zusätzliches Kino, das "Atelier", für Studiofilme. Er musste isch allerdings die Bewilligung dazu beim Eidgenössischen Bundesgericht erkämpfen.
Aus Vernunftgründen hat er dann den Job als Grafiker und sein Werbeatelier aufgegeben, damit er sich voll den Kinos und dem Kleintheater widmen konnte …
… und immer gegen Abend packte er seine Siebensachen, um mit seinem EMIL-Programm in den Theatern der Schweiz aufzutreten. Nachts, nach der Vorstellung, fuhr er jedesmal nach Luzern zurück, um anderntags wieder im Büro die Arbeit für die Kinos und das Theater zu erledigen. Es war eine etwas verrückte Zeit.
Als der Berner Zytologge Verlag Emil 1971 anfragte, ob sie eine Schallplatte von seinem Programm "Geschichte, die das Leben schrieb" produzieren dürften, lachte Emil und antwortete: "Da fehlt ja die Mimik, die so wichtig ist bei meinem Spiel. Aber wenn Ihr meint, dass das funktioniert, dann macht's halt!" Und wie es funktionierte! In wenigen Wochen wurden über 130'000 Exemplare verkauft und so ging es weiter. Bald darauf meldete sich auch der deutsche Markt.
Als Emil vor einigen Jahren in Hamburg eine Signierstunde gab, hielt plötzlich jemand eine Schallplatte von Emil in den Händen, die er noch nie gesehen hatte. Es war eine Ausgabe, die ohne sein Wissen in der DDR gepresst und verkauft wurde.
Auch verschiedene Bücher über Emil und seine Bühnen- und Circusprogramme sind erschienen (und leider bereits auch vergriffen). Mehr darüber unter der Rubrik Bücher.
Heute erscheinen alle EMIL-Produkte, wie CDs, DVDs und Bücher in seinem eigenen Verlag, der Edition E.
Als man beim Schweizer Fernsehen von
Emils cabaretistischen Fähigkeiten hörte, wurde er gleich als Moderator für Kindersendungen eingesetzt. Also gestaltete er damals eigene Kindersendungen, in denen die Kinder
improvisieren konnten.
Unter dem Titel "Drei Stühle" gab es von ihm aber auch noch eine Vorabendsendung. Es war ein von Emil gestaltetes Quiz, bei dem weder Computer noch Leuchtschrifttafeln und teure
Ausstattungen zum Einsatz kamen. Nur mit drei Stühlen ausgerüstet reiste er von Ort zu Ort, wo er dann mit drei Kandidaten während 30 Minuten spielte. Nein, keine üblen Spiele, aber
doch etwas ungewöhnliche. Es wurde eine Serie mit zehn solcher Sendungen.
Seine EMIL-Programme wurden vom Schweizer Fernsehen auch aufgezeichnet. Leider anfangs meistens nur 50 von 100 Minuten. Deshalb fehlen heute einige schöne Nummern in Emils Archiv.
l972 fassten Franz Hohler und Emil den
Entschluss fürs Deutsche und Schweizer Fernsehen einen Film mit dem Titel "Emil auf der Post" zu drehen. Sie zeigten darin die Geschichte eines kleinen, jungen Postbeamten, wie er lebt, wie
er liebt und wie er denkt. Natürlich spielte Emil damals den Postbeamten gleich selbst. Neben Milieuschilderungen gab es in diesem Film eine Reihe lustiger Schalterszenen.
Der 90-minütige Film wurde nach der ersten Ausstrahlung auf 45 Minuten zusammengeschnitten. Zuschauer hätten sich über die Szene der Verlobungsfeier aufgeregt und auch über die Härte, in der
Emils Film-Eltern dargestellt wurden.
Auf Emils DVDs kann man Ausschnitte aus diesem Film sehen: die Schalterszenen und den Postbeamten Emil mit seiner Freundin Mireille. Leider ist die ungekürzte Originalversion
verschollen.
In folgenden Filmen hat Emil auch mitgewirkt:
Eigentlich fühlte Emil sich nie so
richtig wohl bei der Filmarbeit. Mit Ausnahme beim Film "Die Schweizermacher", in dem er einfach sich selbst spielen konnte.
Anfragen, ob er in Filmen mitspielen würde, kommen immer noch viele, aber oft geht es wahrscheinlich eher darum, mit klingenden Namen die Zuschauer ins Kino zu locken. Man erscheint
dann vielleicht 30 Sekunden lang im Film. Aber das entspricht nicht Emils Vorstellung von Filmrollen.
Das Süddeutsche Fernsehen Stuttgart sandte
eines Tages im Jahr 1970 zwei Spione, Herrn Friesch und Herrn Adelmann, nach Basel ins Theater Fauteuil, wo Emil gerade gastierte. Sie konnten ihn davon überzeugen, einen Kurzauftritt
in hochdeutscher Sprache zu machen.
Nach diesem Kurzauftritt bei der ARD ging dann die grosse Nachfrage nach EMIL-Auftritten auch in Deutschland los. An Stelle von drei Monaten wünschte sich eine Theaterdirektion, dass
Emil doch gleich ein ganzes Jahr in Berlin bleiben solle. Die Nachfrage in Deutschland wurde so gross, dass er schliesslich vor einem gewaltigen Berg stand, den er nicht mehr
bezwingen konnte.
Dazu muss man noch sagen, dass es für Emil gar nicht so einfach war, seine Texte vom Schweizer Dialekt ins Hochdeutsche zu übertragen. Für Schweizer ist ja die hochdeutsche Sprache fast wie
eine Fremdsprache, die man in der Schule erst erlernen muss. Aber die Deutschen lieben es ja, wenn die Schweizer ein etwas langsameres und holprigeres Deutsch sprechen.
Ab 1999 war Emil, zu seiner eigenen Überraschung, mit seinem Programm "Drei Engel!" wieder auf Tournee. Über 900 Vorstellungen hat er gemeistert. Die Nachfrage in der Schweiz und in
Deutschland, mit seinen vielen mittelgrossen Städten und Kulturhäusern, war unverändert gross. Seit "Drei Engel!" sagte Emil von sich, er sei kein Stand-Up Comedian, sondern ein Sit-Down
Comedian.
Der SWR strahlte 2001 die damalige (noch) "Lesung" aus und fast 4 Millionen Zuschauen sassen vor den Fernsehern. 2009 zeichnete das Westschweizer Fernsehen das Programm "Trois Anges!"
in Montreux auf und 2012 folgte eine Aufzeichnung des Fernsehens der Deutschschweiz.